Veranstaltungen

Ludwig Marum und Ludwig Haas – Politiker jüdischer Herkunft und Vorkämpfer der Demokratie im deutschen Südwesten

Mittwoch, 10. April 2024, 18–20 Uhr

Ort: Campus Karlsruhe der FernUniversität, Kriegsstraße 100 (2. OG), 76133 Karlsruhe, Seminarraum ELSASS Online-Zugang: siehe unten.

Vortrag von Dr. Monika Pohl
Zweite Vorsitzende des Forums Ludwig Marum e. V., Karlsruhe

Der bedeutende Beitrag jüdischer Menschen zu Literatur, Kunst und Wissenschaft in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik ist weithin bekannt, kaum dagegen ihre Leistungen auf dem Feld der Politik. Abgesehen von prominenten Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg, Eduard Bernstein oder Hugo Preuß bleiben andere Politiker mit jüdischen Wurzeln weitgehend vergessen. In der Tat betraten nur sehr wenige Mitglieder der jüdischen Minderheit nach ihrer rechtlichen Gleichstellung aus Scheu vor antisemitischen Anfeindungen die öffentliche Bühne der Politik. Dort begegneten ihnen noch lange die Vorbehalte der politischen Elite gegenüber der Integration von Juden.

Eine Ausnahme bildeten die beiden Rechtsanwälte jüdischer Herkunft Ludwig Marum (1882-1934) und Ludwig Haas (1875-1930), die sich seit ihrer Jugend für die Demokratie, den Rechtsstaat und die vollständige Integration der jüdischen Minderheit in Baden und im Reich einsetzten. Marum tat dies in der SPD, Haas engagierte sich in der Fortschrittlichen Volkspartei, der späteren DDP. Für das deutsch-jüdische Verhältnis und die Demokratiegeschichte Badens kommt diesen beiden Pionieren des politischen Aufbruchs in die Moderne eine herausragende Bedeutung zu.

Anlässlich des 90. Todestages Ludwig Marums (29. März 1934) ruft die Veranstaltung Leben und Wirken beider Persönlichkeiten insbesondere in Baden in Erinnerung. Neben der vergleichenden Analyse der politischen Laufbahn Marums und Haas‘ thematisiert der Vortrag ihre Einstellung zum Judentum und ihren Umgang mit dem Antisemitismus. Der Blick auf ihren privaten und gesellschaftlichen Hintergrund ergänzt die politischen Biographien.

Monika Pohl, Dr., OStRin a. D., geb. 1949, unterrichtete bis 2015 Deutsch, Geschichte und Ethik am Ludwig-Marum-Gymnasium Pfinztal. Sie beschäftigte sich in mehreren Publikationen mit der politischen Biographie Ludwig Marums, wirkte mit als Kuratorin der Ausstellung „Ein Leben für Recht und Republik. Ludwig Marum 1882-1934“ und ist Zweite Vorsitzende des Forums Ludwig Marum e.V., Karlsruhe.

Die Veranstaltung wird hybrid durchgeführt; es ist keine Anmeldung erforderlich:

  • Für die Online-Teilnahme:
    Zoom-Zugangslink: https://e.feu.de/gespraeche-in-zoom
    Meeting-ID: 852 7280 4600
    Kenncode: 80696338.
  • Für die Teilnahme in Präsenz kommen Sie bitte auf dem Campus Karlsruhe der FernUniversität in den Seminarraum ELSASS (Adresse siehe oben).

Eine ausschnittweise Aufzeichnung der Veranstaltung wird zeitnah – auch mit Möglichkeit zur nachträglichen Kommentierung oder Rückmeldung an den Referenten – im Veranstaltungsrückblick veröffentlicht.

Helden für den Führer – Lehrkräfte und Schule im Nationalsozialismus

Mittwoch, 17. April 2024, 18–20 Uhr

Ort: Campus Karlsruhe der FernUniversität, Kriegsstraße 100 (2. OG), 76133 Karlsruhe, Seminarraum ELSASS Online-Zugang: siehe unten.

Vortrag von Erhard Korn
Stellvertretender Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Im Anschluss an die Machtübernahme im Reich und den Ländern von Januar bis März 1933 betrieb die NSDAP umgehend eine tiefgreifende Neuausrichtung des Bildungswesens, die für die badischen Schulen am 29. Januar 1934 durch das „Gesetz für die Grund- und Hauptschule“ legalisiert wurde. Seit dem 5. April 1933 hing Hitlers Bild in jedem Klassenzimmer, begann jeder Schultag mit dem Hitlergruß. Unterricht zielte auf nationale Erweckung – Rasse, Wehrwillen und Führertum sollten Grundlagen von Bildung sein. Selbst das Wandern diente nun der Wehrertüchtigung. Während linke, demokratische und jüdische Lehrkräfte und Rektoren abgesetzt und entlassen oder gar in Lagern drangsaliert wurden, stiegen Parteigenossen in Führungspositionen auf.

Zum 90. Jahrestag der nationalsozialistischen Neuausrichtung der badischen Schulen durch das oben angesprochene Gesetz hinterfragt die Veranstaltung die Haltung der Lehrerschaft und ihrer Verbände zum Nationalsozialismus, wobei der badischen Region bzw. dem deutschen Südwesten ein besonderes Augenmerk gilt. In der Tat zeigten sich auch hier viele jüngere Lehrkräfte enttäuscht von der Weimarer Republik, so dass sie unter den Einfluss profaschistischer Dozenten an der Universität Heidelberg gerieten, wie etwa des einst am Karlsruher Lehrerseminar ausgebildeten Ernst Krieck (1882-1947). Diese Lehrer stellten sich als „geistige SA“ an die Spitze des Umbruchs und sorgten dafür, dass im ehemals demokratischen Baden die Vorgaben des Regimes auch auf kommunaler Ebene verschärft umgesetzt wurden. Gestandene Lehrkräfte sahen sich in Lagern mit militärischem Drill auf Linie gebracht, demokratische Vertretungsorgane wie der „Badische Lehrerverein“ wurden kurzerhand zerschlagen. Die nach dem Krieg eingeleitete „Entnazifizierung“ blieb bald stecken, und nach wenigen Jahren konnten die meisten NS-Funktionäre wieder unterrichten.

Erhard Korn, geb. 1951, studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte; er arbeitete in der Lehrerbildung, als Redakteur der Zeitschrift „unterrichtspraxis“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und als Schulleiter. Seit längerem forscht und publiziert er über die Geschichte der Lehrerbewegung und der Gewerkschaften sowie über Rechtspopulismus und Demokratiebildung. Zudem ist er aktiv im Vorstandsbereich Grundsatzfragen der GEW und als Stellvertretender Vorsitzender der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.

Die Veranstaltung wird hybrid durchgeführt; es ist keine Anmeldung erforderlich:

  • Für die Online-Teilnahme:
    Zoom-Zugangslink: https://e.feu.de/gespraeche-in-zoom
    Meeting-ID: 852 7280 4600
    Kenncode: 80696338.
  • Für die Teilnahme in Präsenz kommen Sie bitte auf dem Campus Karlsruhe der FernUniversität in den Seminarraum ELSASS (Adresse siehe oben).

Eine ausschnittweise Aufzeichnung der Veranstaltung wird zeitnah – auch mit Möglichkeit zur nachträglichen Kommentierung oder Rückmeldung an den Referenten – im Veranstaltungsrückblick veröffentlicht.

24. Karlsruher Verfassungsgespräch am 22. Mai um 17 Uhr live auf phoenix.de

Es ist uns eine große Freude, Sie zum Livestream des 24. Karlsruher Verfassungsgesprächs am Mittwoch, dem 22. Mai 2024, um 17 Uhr, auf www.phoenix.de einladen zu dürfen.

Über das diesjährige Thema und die Gäste werden Sie rechtzeitig informieren.

Wir freuen uns sehr, zum wiederholten Mal neben dem Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, der Juristischen Studiengesellschaft Karlsruhe, dem Karlsruher Forum für Kultur, Recht und Technik e. V. und der Deutsche Sektion der Internationalen Juristen-Kommission e. V. Mitveranstalter des Karlsruher Verfassungsgesprächs zu sein.

Das 24. Karlsruher Verfassungsgespräch kann live ab 17 Uhr bei Phoenix gestreamt werden und steht im Anschluss in der Mediathek zur Verfügung. Schalten Sie ein!

Verfassungsgespräch verpasst? Kein Problem! Sie finden das komplette Gespräch auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=_TZLgJi_0U4

Hongkong als offener Hafen zwischen den Welten – ein Zeitzeugengespräch über koloniales Gedächtnis, demokratischen Protest und migrantische Identität

Mittwoch, 16. Oktober 2024, 18–20 Uhr

Ort: Campus Karlsruhe der FernUniversität, Kriegsstraße 100 (2. OG), 76133 Karlsruhe, Seminarraum ELSASS Online-Zugang: siehe unten.

Chiu Kit Lam, B. Eng. (Vorstandsmitglied des Vereins „Freiheit für Hongkong“, Berlin; Aquilam GmbH, interkultureller Trainer und Deutschlehrer, Offenburg) im Gespräch mit Dr. Werner Daum (Verfassungshistoriker, Leiter des Campus Karlsruhe der FernUniversität in Hagen)

Es ist scheinbar ruhig geworden in und um Hongkong. Seit vier Jahren sind dort unter dem Regime des von Beijing durchgesetzten „Nationalen Sicherheitsgesetzes“ (30.06.2020) wesentliche Grundrechte wie Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit außer Kraft gesetzt. Zahlreiche Vertreter der Demokratiebewegung befinden sich in Haft oder im Exil. Den beim „Handover“ der Hafenmetropole an die Volksrepublik China (01.07.1997) für fünf Jahrzehnte versprochenen Verfassungskompromiss – „Ein Land, zwei Systeme“ – hat Xi Jinping auf halber Strecke aufgekündigt. Seither droht Hongkong seine einzigartige traditionelle Rolle als offener Hafen zwischen den Welten zu entgleiten.

Die Veranstaltung nähert sich dem Thema aus einer persönlichen Perspektive, die neues Licht auf die historische Rolle und gegenwärtige Bedeutung der Metropole in Fernost wirft. Zunächst befasst sich das Zeitzeugengespräch mit der Entwicklung der persönlichen Lebenswelt und politischen Kultur in Hongkong seit der Rückgabe der vormaligen britischen Kronkolonie an die VR China. Sodann steht die komplexe Identitätslage der Hongkonger Bevölkerung zwischen britischer Kolonialerfahrung und chinesischer Zugehörigkeit im Fokus, wobei auch unterschiedliche Positionen zwischen den Generationen anzusprechen sind. Weiterhin verspricht die interkulturelle Expertise des Gesprächspartners vor dem Hintergrund seiner persönlichen Migrationserfahrung in Deutschland interessante Aufschlüsse zur Ost-West-Begegnung. Ein abschließender Ausblick fragt nach dem Schicksal Hongkongs (und Taiwans) in naher Zukunft sowie nach unseren konkreten Optionen der Anteilnahme und Unterstützung.

Chiu Kit Lam, Dipl. ing., geb. 1990 in Hongkong, studierte 2009/10 zunächst Mechanical and Automation Engineering an der Chinese University of Hong Kong, dann 2010 Übersiedelung nach Deutschland; im Anschluss an den Bachelorabschluss in Automatisierungstechnik an der Hochschule Mannheim (2014) bis 2020 berufliche Tätigkeiten als Ingenieur bei verschiedenen Unternehmen; seit 2020 Deutschlehrer und Geschäftsführer der Aquilam GmbH in Offenburg, seit 2022 Mitglied im Vorstand des Vereins „Freiheit für Hongkong“, Berlin.

Die Veranstaltung wird hybrid durchgeführt; es ist keine Anmeldung erforderlich:

  • Für die Online-Teilnahme:
    Zoom-Zugangslink: https://e.feu.de/gespraeche-in-zoom
    Meeting-ID: 852 7280 4600
    Kenncode: 80696338.
  • Für die Teilnahme in Präsenz kommen Sie bitte auf dem Campus Karlsruhe der FernUniversität in den Seminarraum ELSASS (Adresse siehe oben).

Eine ausschnittweise Aufzeichnung der Veranstaltung wird zeitnah – auch mit Möglichkeit zur nachträglichen Kommentierung oder Rückmeldung an den Referenten – im Veranstaltungsrückblick veröffentlicht.